Unsere Überfahrt zwischen Cabo Verde und die Karibik (von Mindelo nach Granada in der Marina Le Phare Bleu) hat 20 Tagen gedauert. Es war eine Überfahrt ohne spezielle Ereignisse ausser dem Bruch von unserem Baum, am vorletzten Tag.
Wir haben weder grosse Delphin-Gruppen noch Walen noch farbenfrohe Sonnenuntergänge gesehen. Wir hatten zwischen 12 und 24 Knoten Wind und konnten so mit ca. 4.5-5 Knoten segeln. Wir haben verschiedene Segelpositionen ausprobiert, mit Fock, Papillon und sind schlussendlich am längsten einfach mit dem Genua ausgebaumt gesegelt. Die Wellen waren zwischen 2 und 3.5 Meter, nicht sehr hoch aber eher kurz und aus allen Richtungen. Es gab immer ein paar Wolken im Himmel so konnten wir auch keine schöne Sonnenauf- oder Untergang sehen.
Als wir Mindelo verlassen haben, war es noch recht kühl und wir waren wie Eskimos angezogen. Nach und nach ist es wärmer geworden, hier hat die Wassertemperatur 28°C… Schnell haben wir unsere Routine entwickelt. Der erste der müde ist (meistens ich) geht in die hintere Kabine zum Schlafen. Der andere hat Wache und liegt entweder im Cockpit oder im Salon. Im Salon haben wir 3 Schlaf Möglichkeiten, je nach Seegang auf die Sofas oder am Boden (dort bewegt es sich am wenigsten). Der, der Wache hat, muss alle 10-20 Minuten aufstehen und die Segel, Windrichtung, Windgeschwindigkeit prüfen und sicherstellen, dass es keine Boote oder Squalls (kleine Gewitter mit viel Wind und Regen) in der Nähe gibt. Der Rest der Zeit kann er dösen. Nach ca. 3 Stunden gibt es Wachewechsel.
Da man nicht gut und lang schlafen kann ist man am Tag auch müde und wir haben nicht viel Energie. Und den Wellengang ist mühsam, man muss sich immer mit einer Hand festklammern und versuchen das Gleichgewicht zu halten (ich habe überall blauen Flecken). Sich mit nur einer Hand anzuziehen ist recht mühsam. …So schlafe ich am Morgen meistens noch ein paar Stunden und Willi am Nachmittag. Der Rest der Zeit schauen wir das Meer, die Wellen, die Algen, die fliegende Fische, die Wolken, die Vögel (falls es welche gibt). Oder man döst im Cockpit, oder wenn die Wellen nicht zu gross sind kann man ein wenig lesen oder Tetris auf dem Telefon spielen (ohne aus der Bank zu fallen).
Kochen ist auch etwas Aufwendiges wenn man nur eine freie Hand hat und wenn vela dare in alle Richtungen schwängt. Wir sind Spezialisten in einem Topf-Gericht. Einerseits weil wir nur eine Einrichtung haben um 1 Topf zu halten und anderseits weil es schon so genug ist sich um eine Pfanne zu kümmern. So haben wir Curries, One-Pot-Pasta, Risotto und Rühreier gekocht. Wenn die Wellen besonders schlimm waren, dann haben wir nur den Wasserkocher benützt und Couscous, Suppe oder Kartoffelstock aufgegossen. Ich habe 3-mal versucht zu angeln, habe aber nur Algen gefangen… Früchte und Gemüse haben wir gegessen sobald diese reif waren. Am Ende gab es nur noch eine Kürbis (wir hatten Angst uns beim Schneiden zu verletzten) und ein paar Zwiebeln. Bei den Früchten hatte ich Pech da ich Mandarine kaufen wollte und schlussendlich waren es kleine bittere Orangen, die ungeniessbar waren. Auch die Karotten waren zu bitter um diese roh zu essen und wir mussten diese kochen. Aber sonst war ich mit meine Einkäufe und Lebensmittelplanung zufrieden, nur ein wenig mehr Cornflakes würde ich in Zukunft kaufen. Wir essen sonst nie Cornflakes oder Muesli zum Frühstuck aber bei der Überfahrt war es schön etwas anders als Knackerbrot zu essen. Tja, und nach dem Kochen und Essen kommt noch das Abwaschen…. Dafür muss man sich mit dem Rücken an der Türe festklammern damit man zwei freie Hände hat zum Geschirr waschen und trocknen…
Sich waschen ist auch eine Überwindung. Willi duscht sich im Cockpit, mit kaltem Wasser und Wind. Eine Welle hat ihm dabei umgehauen und er hat seit dem immer noch Rückenschmerzen. Ich ziehe vor, im Badezimmer am Boden zu sitzen und mich mit den Füssen und Rücken an den Wänden zu stützen um nicht zu viel zu schwanken.
Wir haben wirklich in unsere kleine 3-er Gruppe gelebt: vela dare, Willi und ich. Wir haben nur 4 Boote gesehen, 2 Cargos ganz weit weg und wir haben in die Nacht 2 anderen Segelschiffe gekreuzt. Auch auf dem AIS haben wir nur selten Boote gesehen, 9 Tagelang haben wir sogar keine Boote auf dem AIS gehabt (es bedeutet keine Boote in den nächsten 30 km). Der einzige Kontakt war via Satellit-Telefon. Wir hatten ein französisches Segelboot (le batifoleur) in Mindelo getroffen, das ein paar Stunden vor uns nach Barbados gesegelt ist. Wir haben unsere Positionen regelmässig ausgetauscht und so wussten wir, dass wir nicht so langsam waren. Aber mit unseren Kollegen aus dem Segelboot Peach hatten wir nur 1 Mal Kontakt per Funk. Die haben ein paar Stunden nach uns Mindelo verlassen, waren aber viel schneller mit ihrem Boot als wir mit unsere vela dare.
Das schönste an unsere Segelüberfahrt waren die Regenbogen. Aber Regenbogen bedeuten auch Gewitter oder Sqalls und dementsprechend Arbeit und Gefahr.
Die Squals kann man relativ gut auf dem Radar sehen (fabige Flecken an der Rechte Seite vom Bildschirm) in der Nacht und am Tag sieht man dicke Regenwolken. Leider weiss man nicht genau welcher Kurs die folgen und wie stark die sind. Auf jedem Fall wenn wir ein Squall sehen müssen wir das Genua schnellstens einrollen, Regenjacke und Life-Jacket anziehen, Motor starten, alles was nicht nass werden soll in der Kabine werfen und in ein paar Minuten kommt viel Wind (bis 34 Knoten), Regen und Wellen. Und am vorletzten Tag unsere Überfahrt waren 2 Squalls die parallel zu uns gelaufen sind und die haben eine grosse Welle verursacht, die unser Segelboot vela dare quer gestellt hat, dann gab es noch eine starke Windböe und unseren Baum ist gebrochen. Mich hat es schon imponiert, dass ein solches Aluminumrohr brechen kann. Leider ist auch so ein Baum sehr teurer, wir haben mehr als 500 Euros in Europa dafür bezahlt und wir wissen nicht zu welchem Preis wir einen Baum in die Karibik finden werden. Auch ohne Baum können wir unser Genua nicht gut binden und der Genua schlägt viel mehr und muss eingerollt werden. Dies bedeutet auch, dass wir dann viel langsamer sind wenn Wind von hinten kommt (was meisten den Fall ist bei der Atlantik Überquerung, es ist der berühmten Passat-Wind).
Die letzten 36 Stunden waren sehr mühsam. Wir hatten Gegenstrom von ca. 1 Knoten und sehr wenig Wind (Rekord von 6.6 Knoten) und hatten Angst, dass wir nicht in La Grenada vor dem Sonnenuntergang ankommen würden. So haben wir nochmals die Grosssegel ausgepackt. Dann hat eine lange Serie von Squalls angefangen. Wir haben eben dabei unserem Baum kaputt gemacht. Dann in der Nacht ist plötzlich eine riesige Flecke auf dem Radar gekommen und Willi musste schnellstens die Grosssegel bergen, mit 3 Meter Wellen… Er hat sich dabei den Daumen verstaucht. Aber es war gut da wir wieder bis 32 Knoten Wind bekommen haben und durchgeschüttelt und durchgenässt wurden. Als Willi Wache hatte hat er mehr als 12 Squalls in 3 Stunden gehabt. Dann haben wir der Genua reingelassen und sind mit dem Motor weitergefahren damit er auch ein wenig Schlaf bekommen konnte. Ich kann eben in solche Bedingungen das Genua nicht allein einrollen. Die gute Nachricht war, dass in der Nacht der Strom gewechselt hat und wir gut in der Richtung von Grenada gestossen wurden. Und wir hatten auch am letzten Morgen mehr als 20 Knoten Wind und dementsprechen hohen Wellen. So haben wir nach 20 Tagen und 20 Nächte Grenada erreicht. Wir haben die Marina „Le Phare Bleu“ angefunkt und wurden abgeholt. Wir durften wählen ob wir mit oder gegen den Wind liegen wollten, uns wurde erklärt auf welche Seite wir die Fender stellen müssten und wir wurden an unseren Platz geführt und dort wurden die Leine fachmässig abgenommen. Es war toll da wir beide sehr müde waren und nach dem Fiasko von Mindelo war ich auch recht nervös. Es war ein toller Service!
Dann mussten wir das Papier-Kramm erledigen und mussten 40 Dollars bei den Behörden zusätzlich zahlen da wir am Wochenende angekommen sind. Wir waren aber so froh anzukommen und baden, duschen und durchschlafen zu können, das wir die Kosten auch akzeptieren können. Und es gab mehrere weitere Squalls und wir waren froh in einer Marina zu sein.
Die Marina ist für den Leuchtturm-Boot bekannt (Le Phare Bleu) und auch weil diese relativ viel Plätze für Besucher sowie ein Eincheck-Büro hat und von einem Schweizer geleitet wird.
Tja, alles in allem war es eine lange anstrengende Überfahrt mit einem verstauchten Daumen für Willi, blaue Flecken für mich, ein kaputten Baum und einen nichtmehr funktionierende AIS Sender, aber wir sind sehr stolz mit unserem selbstgebauten Segelboot über die Atlantik gesegelt zu sein. Ein riesen Respekt habe ich übrigens auch für die Schweizer Ruderer die über die Atlantik in 30 Tagen gerudert sind!
Wow Gratulation euch Beiden!geniesst die Karibik und bleibt gesund!
Danke, bis jetzt alles gut außer einem Sonnenbrand…
Uhlala, da ging ja einiges ab… obwohl ich ja nicht auf der Hohen See segle sondern nur im Kuestenbereich, weiss ich doch, wie Wind und Seegang einem zuschaffen machen kann. Well done my friends.
Merci. Jetzt leisten wir uns für ein paar Tagen eine amarina um uns zu erholen und die notwendigen Sachen (Reparaturen, einkaufen, Wäsche waschen)
Ihr seid einfach wahnsinnig… (mutig)
Wir sind froh, dass eure Überfahrt gut gelaufen ist und wünschen euren blauen Flecken und dem verstauchten Daumen von Herzen gute Besserung…
Wer hätte das gedacht, als ihr im 2010/2011 eurer Boot geplant habt. Beeindruckend ist, wie ihr euer Projekt durchzieht.
Wir hoffen ihr könnt euch jetzt in der Karibik erholen und ausruhen, sowie wärmere Temperaturen bei weniger Wellen geniessen.
Liebe Magali und lieber Willi, wir folgen euren Reiseberichten immer wieder mit grossem Interesse.
Wir haben das nächste „Weintreffen“ am 24.3.. Ihr zwei werdet sicher auch diesen Abend wieder grosses Gesprächsthema sein, auch wenn ihr nicht dabei sein könnt.
En liebe Gruess
Sandra und Urs
Hallo
Hier ist schön warm, sogar viel zu warm wenn man schwere Einkaufstüten bis zum Boot tragen muss…
Sonnige Grüsse
Magali & Willi