Wir beginnen unsere sechste Woche von Lockdown auf dem Bootes in Ecuador. Mehr als 35 Tagenm, dass wir isoliert sind und unsere Moral schwankt zwischen Frustration und Hoffnung, wahrscheinlich wie bei allen Ecuadorianern.
Frustration auf 25 Quadratmetern
5 Wochen isoliert auf weniger als 25m2 ist lang, besonders wenn es regnet und wir das Cockpit nicht benutzen können. Es sind nur 70 cm zwischen meinem Bett und dem Sofa im Salon, das sind nur zwei Schritte… Und an solchen Tagen hat das Internet die Geschwindigkeit einer Schnecke. Dann verstopft der Herd, eine Welle lässt mich mein Glas verschütten, die Löffel verschwinden hinter der Mikrowelle. Und das, was ich kochen will, liegt ganz unten im Kühlschrank und ich muss alles leeren um dorthin zu gelangen und dann noch das Wasser reinigen, das sich am Boden angesammelt hat… Alles ist nur zum verrückt werden und die Frustration steigt. Zum Glück kennen wir uns schon lange und wissen, dass diese Stimmungsschwankungen vorübergehen und dass wir danach darüber lachen können.
Die einzigen Ausflüge sind Besuche im Supermarkt und man beginnt, die Regale auswendig zu kennen. Die Neuheit der Woche war das Erscheinen von waschbaren Stoffmasken. Zum Glück waren sie waschbar, denn sie hatten eine Diebstahlsicherung angebracht, die sie dann mit ihren schmutzigen Handschuhen entfernen mussten (unsere neuen Masken waren also nicht mehr wirklich keimfrei…). Also jetzt trocknen unsere neue Maske und wir hoffen, die bald nützen zu können.
Um uns sinnvoll zu beschäftigen, bleiben nur noch die Arbeiten, die wir verschoben hatten, einschließlich die Anpassung der Rohrleitungen für unseren Toilettentank.
Maximale Frustration: Was für ein Sch…tank
Warum wir ein Tank haben
In der Schweiz, da wir das Boot auf dem Bodensee hatten, das den umliegenden Städten als Wasserreservoir dient, war es verboten, Abwasser in den See einzuleiten. Deshalb haben wir einen 100-Liter-Toilettentank. In einigen Häfen gibt es Pumpen zum Entleeren dieser Tanks. Die meiste Zeit müssen wir unseren Tank offshore mit einer separaten Pumpe entleeren.
Wir hatten diese Pumpe und die Rohrleitungen bereits mehrmals auf den Bahamas demontiert, weil sie die Exkremente nicht absaugen konnte. Schließlich installierten wir ein Rohr bis auf dem Boden des Tanks und platzierten die Pumpe direkt auf dem Tank. Seither können wir den Tank problemlos entleeren, wenn er zu mehr als 80% gefüllt ist. Willi hatte im Oktober auch ein neues Messgerät installiert, um zu wissen, wann der Tank voll ist. Diese berühmte Tankanzeige ist aber immer blockiert, was sehr ärgerlich ist. Wenn der Tank nicht voll genug ist, kann die Pumpe nicht ansaugen, und wenn der Tank zu voll ist, läuft die Sch… in den Luftfilter über. Dieser Filter kostet ein Vermögen (60 frs) und ist superkompliziert zu wechseln, aber wenn er sauber ist, sorgt er dafür, dass wir nicht an dem Gestank ersticken, wenn wir zur Toilette gehen.
Warum wir den Tank umgehen möchten
Da das Messgerät nicht funktionierte, hatten wir die Toiletten in den letzten Monaten bereits zweimal überlaufen lassen. Ich lasse Sie sich die Gerüche vorstellen, wenn es 32 Grad warm ist und das Wasser brackig ist… Letzte Woche haben wir mehrmals versucht, unseren Tank zu leeren. Die Pumpe machte ein normales Ansauggeräusch, aber selbst nach einigen Minuten machte sie nicht das spezielle Geräusch, das sie normalerweise macht, wenn der Tank leer ist und sie anfängt, Luft anzusaugen.
So konnten wir das Toilettenproblem nicht länger aufschieben. Der Tank war zwar voll, aber wir konnten ihn nicht mehr leeren. Also ging Willi auf die Suche nach der Verstopfung, steckte hinter der Toilette im Laderaum in einem unbeschreiblichen Gestank fest, und ich gab ihm das Material und die Werkzeuge, die er brauchte. Schließlich wurde ein neuer Schlauch direkt vom Tank nach aussen verlegt, so dass der Tank entleert werden konnte.
Da wir kein verstopften Schlauch finden konnten, akzeptierte Willi schließlich meine Hypothese, dass das Auslassloch verstopft war. Und in der Tat, es gab so viele Muscheln, die das Auslassloch bedeckten, dass nichts herauskommen konnte. Also schabte Willi die Muscheln ab und entfernte mit einem Schraubendreher die Schalen und Algen im Einlass des Auslassrohrs. In der Zwischenzeit habe ich das Messgerät und den Luftfilter gereinigt und dann hat Willi alle Schläuche wieder an ihren Platz vergelegt.
Seitdem haben wir intensiv darüber nachgedacht, wie wir die Rohrleitungen ändern könnten, um den Tank umzugehen und die Sch… direkt im Wasser zu leiten. Das Problem ist, dass unsere Toilette unterhalb der Wasserlinie liegt und wir die Exkremente nach oben bringen müssen und wir keinen neuen Ausgang (also ein neues Loch) machen können, wenn das Boot im Wasser ist. Außerdem fehlen uns Rohre, Schwanenhals und Fittings… und wir wissen nicht ob die Toilettenpumpe kräftig genug ist… Aber Willi hat die Hoffnung, dass wir andere Leitungen abbauen könnten und umleiten könnten um dies zu realisieren.
Gibt es in unserer Nähe Fälle von Coronavirus?
Glaubt man den offiziellen Zeitungen, so gibt es in der „Canton Sucre“ wo wir sind, nur zwei Fälle, und das seit mehr als einer Woche. Aber die Großmutter und der Onkel des Marina-Nachbarn starben innerhalb einer Woche. In ähnlicher Weise sollte es im Land 500 Todesfälle durch das Coronavirus geben, aber die Stadt Guayaquil kündigt mehr als 5700 Todesfälle innerhalb von 2 Wochen an (Todesursache nicht erwähnt). Aber solange es keine Covid-19 Tests gibt, kann es keine Menschen geben, die daran krank sind.
Die Auswirkungen von Lockdown für uns
Zum Glück haben wir ein gut sortiertes Kaufhaus ein paar hundert Meter vom Yachthafen entfernt. Wir können also zu Fuß gehen, um zu bekommen, was wir brauchen. Nur müssen wir aufpassen, dass der Laden um 12:30 Uhr schließt und die Ausgangssperre um 14 Uhr beginnt. Wir haben auch die finanziellen Mittel, um diese Einkäufe tätigen zu können, da wir letztes Jahr in der Schweiz gearbeitet haben und so die Bordkasse füllen könnten.
Auf unserem Boot, zwischen den 2 Moorings, sind wir weit von allem entfernt und haben keinen/wenig Kontakt mit der lokalen Bevölkerung. Die Stadt Bahia de Caraquez ist ein Ferienort mit derzeit vielen leerstehenden Ferienwohnungen, und das Gebiet in der Nähe des Yachthafens ist nicht sehr dicht besiedelt. Es gibt nur eine Hauptstraße, die von der Polizei kontrolliert wird, und die Bewohner scheinen sich in dem Gebiet, in dem wir uns befinden, an die Ausgangssperre zu halten. Obwohl wir in der Nacht viele Boote vorbeifahren hören… Es sollen Leuten aus Guayaquil versuchen, in der Nacht mit Boot nach Bahia zu kommen.
Die Auswirkungen von Lockdown in den grossen Städten Ecuador
In großen Städten wird in Zeitungsartikeln berichtet, dass Straßenverkäufer, die ihre Waren nicht mehr auf Märkten verkaufen können, nun auf den Straßen der Stadtzentren unterwegs sind. Und da es bereits ab 14 Uhr eine Ausgangssperre gibt, sind sie alle zur gleichen Zeit dort. Die Mehrheit versucht, Grundbedarfsgüter zu verkaufen statt den anderen Sachen, die sie vorher verkauft haben. Ohne dieses Geld haben sie nicht genug, um ihre Familien zu ernähren. Tatsächlich beträgt die Beihilfe nur 60 Dollar pro Monat, und die Mehrheit der Familien hat keine Ersparnisse. Auch erhalten viele kein Geld mehr von ihren Familien, die im Ausland ausgewandert sind, da sie oft auch im Ausland arbeitslos sind.
Verschiedene Organisationen verteilen Lebensmittel in armen Vierteln. Neben dem Mangel an Wasser und Nahrungsmitteln gibt es in diesen Vierteln auch Probleme mit dem Dengue-Fieber. Es wurde viel Geld an Ecuador gespendet, aber es gibt viele Gerüchte, dass das Geld nicht immer an den richtigen Orten ankommt, was sehr frustrierend ist.
Zusätzlich, mit dem Rückgang der Ölpreise, befindet sich Ecuador in einer sehr komplexen Situation. Es muss seine Schulden gegenüber dem Internationalen Währungsfonds begleichen, riskiert aber gleichzeitig eine politische Instabilität wenn Subventionen oder Sozialprogramme gekürzt werden.
Eine Schimmer Hoffung: wann kommt die Lockerung vom Lockdown?
Für das ganze Land wurde eine neue Woche der Isolierung mit rotem Ampel angekündigt (siehe Beitrag über Epidiemologischer Ampel). Wir erhielten eine inoffizielle E-Mail vom Marinaeigentümer, dass die Regierung hofft, am 12. Mai mit der Eröffnung einiger Geschäfte (nicht nur Grundbedarfsgütern) zu beginnen, und dass wir etwa Anfang Juni innerhalb des Landes uns bewegen können sollten. Dies scheint noch ewig lange 3 Wochen. Wir sind sehr neidisch, wenn wir Berichte über Segler auf einigen Inseln lesen, die sich ohne Einschränkungen an Land bewegen können. Aber es gibt Hoffnung, dass es dann bei uns auch so sein wird.
Bleiben Sie Gesund und schreiben Sie uns ein Kommentar (es funktionniert wieder) wie es euch geht, das würde uns freuen. Mehr Bilder finden Sie unter Instagram und Facebook. Sie finden die Berichten von den 5 ersten Wochen Lockdown in Ecuador in den vorherigen Beiträgen hier.
Hallo Magalie und Willi, ich hoffe, dass ihr diese schwierige Zeit bald hinter euch haben werdet und es wieder aufwärts geht. Es ist für uns alle sehr schwer und niemand weiß genau wie lange es noch dauert. Haltet durch und bleibt gesund…
Viele Grüße aus Bad Nauheim von Peter und Angelika.
Danke, bleibt auch fit und munter
Viele Grüsse aus Ecuador
Magali