Bordkasse füllen in der Schweiz

Bern, wo ich jetzt arbeite
Bern, wo ich jetzt arbeite

Es ist bereits drei Monate her, dass wir in die Schweiz zurückgekehrt sind um die Bordkasse zu füllen. Nach zwei Jahren Bootsleben auf dem Wasser ist es eine große Umstellung, wieder in der Schweiz zu sein.

Vom 100%igen Zusammensein zu Wochenendebeziehung

Auf vela dare leben wir auf 20 m2, 24 Stunden am Tag zusammen und dies 7 Tage der Woche. Und jetzt leben wir 5 Tage die Woche allein.  Willi arbeitet im Bereich IT-Sicherheit bei einer Firma in Zug und ich in der Lebensmittelforschung in Bern.  Beide Standorte sind also zu weit voneinander entfernt, um eine gemeinsame Wohnung zu haben. Unter der Woche wohne ich in einem Dachzimmer in Bern und Willi wohnt bei Freunden. Wir sehen uns nur noch am Wochenende.

Als Segler haben wir haben eine Einheit gebildet. In der Welt des Segelns wird man zur „Vela-Dare-Crew“, und man verliert ein wenig seine eigene Identität als Einzelpeson. Alle Entscheidungen werden gemeinsam getroffen, da sie den Mikrokosmos „Boot und Bootscrew“ direkt betreffen. In der Schweiz, an unserem Arbeitsplatz, werden wir wieder als Einzelperson wahr genommen und nicht als Teil eines Crew, mit eigener Verantwortung und eigenen Entscheidungen.

Einkaufen ohne Ende

Ich habe mehr den Eindruck Geld auszugeben als die Bordkasse zu füllen. Nachdem wir zwei Jahre in Ecuador und Französisch-Polynesien verbracht haben, braucht unser Boot eine Menge Ersatzteile. Wir sind erleichtert, dass unsere Ecuador-Bastelei (siehe hier) die Pazifiküberquerung überstanden hat, aber jetzt ist es an der Zeit, eine Windfahne und eine Antenne zu kaufen. Nach 7 Jahren beginnt die Elektronik zu schwächeln, und wir möchten einige Komponenten ersetzen, insbesondere ein paar Autopilotenteilen. Aber vor allem gibt es eine riesige Liste von Kleinigkeiten wie Glühbirnen für unsere Mastkopflampe, Material für die Cockpitdichtungen, Karabiner, Schrauben usw.

Und dann sind da noch all die Produkte, die in Polynesien schwer zu finden sind: Wandersandalen, Brillen (nicht nur Sehbrille und Sonnenbrille sondern auch eine Computerbrille musste ich kaufen), ein E-Reader, Rohstoffe für meine selbstemachte Kosmetika… Die Wunschliste ist endlos, aber wir müssen daran denken, dass alles in unserem Gepäck Platz haben muss. Übrigens, wir sind immer noch auf der Suche nach „alten“ Koffern um alles nach Französische Polynesien zu bringen. Also falls ihr Koffer habt, die ihr nicht mehr braucht, sind wir dankbare Abnehmer.

Weit entfern vom Rhythmus der Wellen

Ich mag es, zwei verschiedene Leben zu haben, eines auf unserem Segelboot und eines in der Schweiz um die Bordkasse zu füllen. Die Gegensätze lassen uns die Vorteile beider Seiten erkennen. Auf dem Boot haben wir zwei Jahren im Rhythmus der Wellen gelebt. Jetzt müssen wir uns wieder an der Rhytmus in der Schweiz gewöhnen. Aber es ist nicht einfach, einen gesunden Lebensrhythmus in der Schweiz zu haben, wenn man nur ein paar Monate dort ist. Unter der Woche arbeiten wir und sitzen stundenlang vor dem Computer. Am Abend haben wir weder die Motivation (noch die Zeit oder das Geld), in ein Fitnessstudio zu gehen oder Yoga zu machen. Und mit der Winterzeit ist es dunkel wenn wir am Abend aus dem Büro rauskommen. So haben wir auch keine Lust mehr spazieren zu gehen.

Die Schweiz ist berühmt für die tolle Käse und Schokolade. Und wir wollen auch Schweizer Spezialitäten geniessen: Raclette, Fondue, Weindegustationen… Hier ist es nicht wie in die Tuamotu, es gibt genügend Früchte und Gemüse, aber mir zieht es eher Richtung Schokolade…

Bordkasse, Bordkasse füllen in der Schweiz
La Raclette du Valais, eine schweizerische Spezialität

Wir haben das Glück, in unseren jeweiligen Berufen arbeiten zu können. Aber in der Schweiz haben die Menschen, die Arbeit haben, oft viel zu viel Arbeit.  Der Druck ist hoch, die Menschen sind gestresst, Fristen müssen eingehalten und Ergebnisse geliefert werden. Wir sind weit weg von den Laissez-vivre von Polynesien.

Wochenende-Nomade

Das Schönste an unserem Aufenthalt in der Schweiz ist, dass wir unsere Familien und Freunde wiedersehen können. Wir sind jetzt also Wochenendnomaden.  Unser Generalabonnement macht sich auf jeden Fall bezahlt, denn unsere Familien und Freunde sind über die ganze Schweiz und einen Teil Deutschlands verteilt. Jedes Wochenende fahren wir irgendwo wo wir mit unseren Familien und/oder Freunden eine schöne Zeit zu verbringen können. Sie zeigen uns ihre Lieblingsplätze, kochen uns gutes Essen und laden uns zu einen gemütlichen Apero ein… Die Wochenenden sind immer zu kurz für all die Dinge, die wir gerne tun würden und alle Leute die wir treffen möchten.

Bordkasse, Bordkasse füllen in der Schweiz
Oberhalb von Engelberg

4 Gedanken zu „Bordkasse füllen in der Schweiz

  1. Sehr schön geschriebener Bericht. Kann euch gut nach fühlen. Das Schiff so lange alleine zu lassen, ist nicht so einfach. Wünschen euch eine gute Rückkehr und weiterhin eine sichere Fahrt mit Veladare.
    Es Grüessli Pia&Köbi mit SY Lupina

  2. Habe ein paar alte Samsonite Koffer. Könnt ihr diese brauchen. Können abgeholt werden sind im Tessin zu Hause

  3. Hallo
    Danke für das Angebot. Im Tessin haben wir noch kein Ausflug geplant, da haben wir noch keine Verwandte oder Freunde. Ich melde mich falls wir keinen anderen KOffer finden.
    Viele Grüsse aus Bern
    Magali

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