Leisure Boat

Leisure Boat, Leisure Boat
Segler in Port Phaeton in der Nähe von der Marina

Das Leben an Bord eines Segelschiffs ist für viele ein Traum. Man lebt auf einem „Leisure Boat“, oder?

Leben in der Marina, la suite

Die gute Nachricht vom Orthopäden war, dass Willi nicht an der Achillessehne operiert werden muss. Die schlechte Nachricht war, dass es noch mehrere Wochen/Monate dauern wird und dass die Sehne maximal geschont werden muss. Also keine Stöße, Fuss nicht beugen, keine Treppen, keine Leitern, nicht auf die Zehenspitzen stehen, nicht rennen, nicht springen, so wenig wie möglich laufen und den Fuß maximal ruhen lassen.

Also das Risiko begrenzen, dass Willi eine falsche Bewegung macht und die entzündete Sehne reißt. Das bedeutet aber auch, dass wir nicht segeln können und dass wir weiterhin in der Marina bleiben müssen. Glücklicherweise ist die Marina von Taravao sehr gut geschützt und das Boot schaukelt sehr wenig. Also können wir zumindest weiterhin an Bord leben (unsere Bordkasse hätte sehr gelitten wenn wir im Hotel gehen müssten, da die Preise ähnlich wie in der Schweiz sind).

Also sitzen wir auf dem Boot fest, mit einer langen Liste von Reparaturen, die erledigt werden müssen. Willi ist es aber verboten, die Achillensehne zu belasten. Es ist also unmöglich, auf den Mast zu klettern, den Ankerkasten zu demontieren oder in Eck gebückt zu arbeiten. So wird unsere „to do“-Liste nicht kleiner, im Gegenteil…

Und länger in der Marina festsitzen

Nachdem Willi zehn Tage gelegen ist und immer noch keine Besserung eingetreten war, ging er zum Hausarzt. Der hat ihm 20 Sitzungen Physiotherapie verschrieben und neue Medikamente. Das Problem ist nur, dass die Marina 40 Minuten Fußweg von dem Physiotherapeuten entfernt ist (also 80 Minuten hin und zurück). Die Miete für ein Auto kostet etwa 1000 chf für den Monat, also weit über unserem Budget. Letztendlich hatten wir das Glück, dass unser Bootsnachbar auch zum Physiotherapeuten musste und wir gemeinsam dorthin fahren konnten. Ansonsten gibt es noch den Bus, man darf nur nicht in Eile sein und muss eine Stunde mehr einplanen, falls der Bus nicht kommt…

Der Physiotherapeut meint, dass es noch zwei Monate dauern wird, bis die Narben verheilt ist. Aber Willi darf seinen Fuß bewegen, solange er es nicht überlastet und es nicht weh tut. So können wir wenigstens ab und zu zum nächsten Restaurant laufen und uns von der Atmosphäre in der Marina ablenken.

Schild im Restaurant in der Nähe von der Marina
Schild im Restaurant in der Nähe von der Marina

Das Pech

Wenn das Pech einmal anfängt, hört es nicht so schnell wieder auf. In den letzten Artikeln hatte ich bereits auf einige Pannen hingewiesen (siehe hier). Aber es ging immer weiter.

Eines Abends stellten wir fest, dass die Halterung unserer AIS-Antenne gebrochen war und die Antenne nur noch von dem Kabel gehalten wurde. Willi musste eine kleine Stufe bauen, damit er mit dem nicht schmerzenden Knöchel hinaufklettern konnte. Dann musste eine neue Halterung mit den vorhandenen Mitteln gebastelt werden. Also drei Tage Arbeit für einen Antennenständer …

Dann gab es noch die unerwartete und grundlose Auslösung unseres EPIRB (internationales Alarmsystem bei Schiffbruch). Das hat meiner Mutter einen gehörigen Schrecken eingejagt da sie von der Seenotrettung nachts angerufen wurde. Das EPIRB ist noch unter Garantie und wir kennen vier andere Schiffe, die ebenfalls eine unerwartete Auslösung hatten. Das Problem ist, dass ACR sich weigert, die Papiere auszufüllen, damit wir unseren Sender in die USA exportieren können, und nicht mehr auf unsere E-Mails antwortet. Der Versand des oberen Teils des Senders (ohne Lithiumbatterie) kostet 200 Euro (egal ob nach Europa, in die USA oder nach Australien). Und wir sind uns nicht einmal sicher, ob sie die Reparaturen übernehmen. Ganz zu schweigen von dem Albtraum, das EPIRB nachher nach Polynesien importieren zu lassen.  In Polynesien kann kein Geschäft das EPIRB reparieren oder hat eine Ersatzbatterie. Nach zehn Telefonaten und 15 E-Mails müssen wir also feststellen, dass wir auf eigene Kosten ein neues EPIRB kaufen (800 bis 1000 Euro, für etwas, das wir nie benützen wollen) müssen.

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EPIRB

Diesmal hat uns die Schweizer Bürokratie viele Fallen gestellt und wir mussten viele Emails schreiben. Ich werde nicht auf die Details unseren Problemen mit unserer Schweizer Krankenversicherung eingehen (die immer noch nicht gelöst sind). Noch auf die vielen E-Mails mit der SBB, damit sie einen Fehler in ihrem System eingestehen und meine Kündigung akzeptieren.

Danach verbrachte Willi einige erfolglose Tagen damit, unsere Kühlbox zu reparieren. Sie haben ihm die falschen Ersatzteile geliefert…

Und um unsere Stimmung zu verbessern, macht die WC-Pumpe komische Geräusche. Wir haben einen ersten Tag damit verbracht, die Rohre und einen Teil der Pumpe auszutauschen. Jetzt haben wir noch zwei weitere Arbeitstage vor uns, um die weitere Rohre neu zu verlegen und die neue Borddurchführung zu erreichen.

Leisure

Wer hätte bei unserer Ankunft Anfang Juli 2021 gedacht, dass wir 10 Monate später immer noch in Taravao sein würden … Wir versuchen, uns in Geduld zu üben und uns mit Aktivitäten abzulenken, die auf dem Boot durchführbar sind und es Willi ermöglichen, seine Achillessehne zu schonen. Er macht einen Französischkurs mit Duolinguo und ich habe mit Aquarellmalerei begonnen.

Ich weiß, dass wir im Vergleich zu den Weltproblemen auf hohem Niveau jammern und wir versuchen auch unseren Humor zu bewahren. Leisure bedeutet gemäss Reverso-Wörterbuch: „Zeit oder Gelegenheit für Bequemlichkeit, Entspannung, etc. „. Jetzt ihr, warum man Segler auf ihren „leisure boats“ als „Freizeitsegler“ bezeichnet.

2 Gedanken zu „Leisure Boat

  1. Liebe Beide! Mehr als gute Besserung kann ich aus der Ferne leider nicht schicken! Aber auf ein Wunder hoffen hilft manchmal! Ich wünsche Euch Schönes Wetter,gute Freunde und baldige Genesung!
    Marcel

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